So bleibt das Gasnetz sauber und sicher
Ende Juli 2023 führte Gas Connect Austria eine Molchung auf einer der größten Gasfernleitungen, der West-Austria-Gasleitung (WAG), durch. Auf dem grenzüberschreitenden Abschnitt von Wildenranna in Bayern bis nach Oberkappel in Oberösterreich wurde die Leitung gereinigt und inspiziert.
Der Inspektionsmolch wird in die Gasleitung eingebracht und vom Erdgasfluss vorangetrieben. Der mit über 100 Sensoren ausgestattete intelligente Molch, zeichnet jedes Detail der Pipeline auf.
Es ist sieben Uhr morgens, als Patrick Hurbis an seinem Zielort in Wildenranna eintrifft, von wo aus diesmal die Molche auf Reisen durch die Leitung geschickt werden. Der Rohrleitungstechniker bei Gas Connect Austria organisiert und beaufsichtigt die Arbeiten. Rund 3,3 Kilometer Leitungsabschnitt werden gereinigt und inspiziert.
Wie eine Gasleitung gewartet wird
Ein Molch ist ein spezielles Reinigungs- oder Inspektionsgerät für Rohrleitungen. „Mit regelmäßigen Molchungen stellen wir sicher, dass unsere Leitungen in einwandfreiem Zustand sind“, erklärt Hurbis. Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach schreibt im ÖVGW-Regelwerk vor, jede Leitung im Netz alle zehn Jahre intelligent zu molchen. Dabei kommen hochentwickelte Geräte mit Sensoren zum Einsatz. „In manchen Fällen passiert das auch schon früher – etwa, wenn eine Rohrleitung schon etwas in die Jahre gekommen ist, dann wird das Intervall verkürzt“, sagt der Ingenieur für Maschinenbau und Schweißtechnik.
Auf dem WAG Abschnitt werden dieses Mal zwei Molche zum Einsatz kommen. Zuerst liefert der Lkw den Reinigungsmolch an. Mittels Kran wird er in die Rohrleitung, die hier in Form der sogenannten Molchschleuse aus dem Boden kommt, eingebracht. Molche gibt es – so wie auch die Rohre – in verschiedensten Dimensionen.
Dieser wiegt 500 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 32 Zoll, das entspricht rund 0,8 Metern. Mit Nylonbürsten, Gummilippen und Magneten befreit der Reinigungsmolch die Rohre von Verschmutzungen. Das könnten zum Beispiel Flüssigkeiten sein (wie Glykole oder auch Öle oder Fette), die etwa von Turbinen oder von der Gasaufbereitung stammen und vom durchströmenden Gas mittransportiert werden. Hinzu kommen Feststoffe wie Oxidations- und Schweißrückstände oder Farbpartikel in den Rohren, welche ebenso entfernt werden.
Wertvolle Daten zum Gasnetz
Auf dem Reinigungsmolch ist auch eine runde Aluminiumplatte angebracht. Stößt der Molch gegen eine Verengung des Rohres, verformt sich diese und der kleinste Durchmesser der Leitung kann damit festgestellt werden. Diese Information ist wichtig, weil der Reinigungsmolch selten alleine unterwegs ist: Ihm folgt der „intelligente“ Molch nach, der mit seinen hochsensiblen Sensoren freie Bahn braucht. Die Geräte werden von externen Spezialfirmen angemietet.
Dieser intelligente Molch ist mit mehr als 100 Sensoren ausgestattet und sammelt damit Daten über das Rohr. Jedes Detail der Pipeline wird aufgezeichnet: Die so gesammelten Informationen geben Aufschluss über die Beschaffenheit der Rohrleitung, eventuelle Beulen, Korrosionen, Wanddicke, Lage, Entfernung sowie Anzahl der Schweißnähte. Die intelligente Molchung schafft damit ein exaktes Bild vom Zustand der Leitung.
Penible Vorbereitung ist zentral
Patrick Hurbis trägt als Rohrleitungstechniker in der Abteilung „Anlage und Prozesssicherheit“ die Hauptverantwortung, damit alle Prozesse wie geschmiert laufen. Bevor die Molche nämlich zum Einsatz kommen, braucht es Monate an Vorbereitung. Die Molchung selbst dauert inklusive Sicherheitseinweisung vor Ort zwei bis drei Tage. Gemeinsam mit dem Team vom Dispatching, welches die Gasflüsse in Echtzeit steuert, werden im Vorfeld zum Beispiel die Strömungs- und Druckbedingungen in den Leitungen abgestimmt. Der Molch bewegt sich bei laufendem Betrieb, nur mithilfe des Gasdrucks fort. „Dabei darf er nicht zu schnell oder zu langsam fahren, sondern muss sich gleichmäßig fortbewegen“, erklärt der Rohrleitungstechniker. Rund 1,5 bis 2 Meter pro Sekunde legt der Molch dabei zurück.
Im Vorfeld wird die Verfügbarkeit der entsprechenden Molche, Gasmengen und Krane sowie des Wartungspersonals der Reinigungsfirmen abgestimmt und terminlich fixiert. Gegebenenfalls müssen auch noch vor- und nachgelagerte Netzbetreiber und Abnehmer informiert, weitere Maßnahmen abgestimmt sowie das Molchprogramm geschrieben werden: Für all das sorgt Hurbis, der mit diesen Abläufen bestens vertraut ist – schließlich ist er bereits seit 2012 unter anderem für Molchungen und Pipeline-Inspektionen im Gasnetz zuständig.
Patrick Hurbis, Rohrleitungstechniker bei Gas Connect Austria
„Eine Molchung wie aus dem Lehrbuch“
Nach dem Losschicken des Molches fährt Hurbis nach Oberkappel, wo der Molch aus der Leitung geborgen wird. Wieder rückt der Lkw mit Kran an, um die schweren Geräte abzuholen. Der engagierte Rohrleitungstechniker ist bei allem mittendrin statt nur dabei: „Diese Tage sind immer sehr intensiv. Aber es ist auch schön, wenn man erfolgreich eine Molchung durchgeführt hat und alles einwandfrei funktionierte.“ Es dauert dann einige Wochen, bis alle Daten vorliegen, ausgewertet worden sind und er den Abschlussbericht in den Händen hält.
Mit dem Ergebnis zeigt er sich im Fall des WAG-Abschnitts von Wildenranna bis Oberkappel sichtlich zufrieden: „Das war eine Molchung wie aus dem Lehrbuch. Es gab keine Komplikationen oder Zwischenfälle.“ Wieder ein Streckenabschnitt also, den Hurbis in seinem Masterplan zumindest vorläufig abhaken kann – voraussichtlich für die kommenden Jahre.
Fakten zu Molchungen im Gasnetz
- 3 bis 7 Molchungen führt Gas Connect Austria pro Jahr durchschnittlich durch
- Rund 874 Kilometer Streckennetz müssen regelmäßig gewartet werden
- 150 Millimeter (6“) Durchmesser hat der kleinste Molch
- 1,2 Meter (48“) Durchmesser hat der größte Molch
- Rund 95 Kilometer ist der längste Molchabschnitt im Gasnetz (Penta-West-Leitung)