WAG Loop: Zur Versorgungssicherheit Österreichs und angrenzender Nachbarländer

Die West-Austria-Gasleitung (WAG) ist eine der wichtigsten Ferngasleitungen in Österreich. Im Rahmen des Projekts „WAG Loop 1“ wird der Abschnitt zwischen Oberkappel und Bad Leonfelden um einen 40 km parallelen Leitungsstrang erweitert. Diese Investition ist notwendig, will man eine Versicherung dafür, dass wenn Gaslieferungen über die Ukraine ausbleiben, mehr Gas aus dem Westen zu uns fließen kann.

Ausbau ist notwendig für die Versorgungssicherheit

Die nach wie vor angespannte geopolitische Lage und das bevorstehende Auslaufen der Transportverträge zwischen Russland und der Ukraine birgt in Extremsituationen die Gefahr einer Gasunterversorgung für Österreich und die südosteuropäische Region. Der rasche und entschlossene Ausbau der WAG in West-Ost-Richtung ist daher von hoher Bedeutung für die Sicherung der langfristigen Energieversorgung von Haushalten, Wirtschaft und Industrie. Er ermöglicht den verbesserten Zugang zu Gasquellen aus Nord-West-Europa z.B. Norwegen und zu LNG, das entlang der Küste in Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich angeliefert wird. Darüber hinaus eröffnen sich ebenso Perspektiven in Hinblick auf eine CO2-neutrale Zukunft, da die Leitung auch für den Transport von klimafreundlichem Wasserstoff geeignet sein wird.

Eingeschränkter Betrieb im Reverseflow

Die WAG wurde ursprünglich für den Gastransport von Osten nach Westen ausgelegt, dafür ist sie auch technisch optimiert. Das bedeutet etwa, dass nach den Kompressorstationen ein paralleler Rohrstrang verlegt wurde, jedoch nicht über die gesamte Länge. Im Reverseflow (vom Westen nach Osten) hat die Leitung daher deutlich geringere Kapazitäten als für die ursprüngliche Ost-West-Fluss-Richtung. Im Laufe der Jahre stieg allerdings die Nachfrage von Transporten von West nach Ost.

Mit dem Krieg in der Ukraine kamen 2022 die Kompressoren beim Reverseflow an ihre Grenzen und wurden zur wichtigen Bevorratung der Speicher und zur Kompensation der weggefallenen Mengen aus Russland hart am Limit betrieben. Eine Pipeline im Reverseflow zu betreiben, ist vergleichbar mit einem Auto, das man im Rückwärtsgang fährt. Es ist zwar möglich, aber weit entfernt von einem effizienten Normalbetrieb. Um nun die so dringend benötigte Transportkapazität für den West-Ost-Betrieb zu erhöhen, ist ein schrittweiser Ausbau der WAG unumgänglich. Diese Kapazitätserhöhung ermöglicht auch mehr Flexibilität bei der Ein- und Ausspeisung zu und aus den Gasspeichern Haidach und Seven Fields in Oberösterreich.

Projekt für die Energiewende

Der Ausbau der WAG ermöglicht es, ebenso in Zukunft grünen Wasserstoff in größeren Mengen zu befördern. Etwa als Teil des Projektes „SoutH2Corridor“. Über das geplante parallele Leitungssystem könnte in Zukunft Erdgas und Wasserstoff gleichzeitig im Netz transportiert werden.

Eingebettet in die Planung eines europäischen Wasserstoffnetzes, schafft der WAG Loop die Basis für Transportkorridore, die im European Hydrogen Backbone vorgesehen sind. Dadurch kann Österreichs Industrie etwa im Großraum Linz oder die Raffinerie Schwechat mit erneuerbarer Energie versorgt werden.

Die Finanzierung als aktuelle Herausforderung

Politisch ist man sich in Österreich weitgehend einig, dass der „WAG Loop 1“ gebaut werden muss. Diskutiert wird gegenständlich die Finanzierung und die, von GCA angefragte Unterstützung durch den Staat.

Wirtschaftlich ist GCA in einer herausfordernden Situation. Österreich entwickelt sich gerade von einem Transitland für Erdgas zu einem Destinationsland. Wurde die Gasinfrastruktur in der Vergangenheit (etwa 80% Transitvolumen) von den Transitkunden bezahlt, so sind diese Volumina (etwa nach Italien) weggefallen. Dazu kommt der Krieg in der Ukraine, der zu einem deutlichen Rückgang des Gasgeschäftes geführt hat.

Das vorliegende Tarifsystem, das sich bei E-Control gerade in Überarbeitung befindet, ist 4 Jahre alt und berücksichtigt nicht die aktuelle Situation, vor allem nicht das wirtschaftliche Risiko.

Die FID, die heuer zum Auslösen entsprechend großvolumiger Bestellungen erfolgen muss, liegt noch nicht vor. Mit dem Bau und Betrieb der Pipeline ist auf Basis der vorliegenden, alten Tarifbestimmungen ein erhebliches finanzielles Risiko verbunden, das ein Unternehmen wie Gas Connect Austria nicht alleine tragen kann.

Von Seite des Minsteriums (BMK) wird immer wieder betont, dass der „WAG Loop 1“ von E-Control genehmigt sei und deshalb auch gebaut werden müsse.

Die Genehmigung durch die E-Control bedeutet aber nur, dass ein Projekt grundsätzlich netzdienlich ist; nicht aber, dass es ohne eine wirtschaftliche Absicherung für den langfristigen Betrieb einer Leitung gebaut werden muss – und diese ist derzeit eben noch nicht gegeben.

Die Realisierung von Infrastrukturprojekten wie dem WAG-Loop 1 ist nach dem noch geltenden Regulierungsregime davon abhängig, dass es langfristige Buchungen gibt, um Investitionen wieder zurückzuverdienen. Nun wurde im Regierungsprogramm das Ziel der Klimaneutralität und damit das Aus für Erdgas bis 2040 angekündigt. Damit ist auch die Wirtschaftlichkeit von Projekten wie dem WAG-Loop gefährdet, da die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den erhofften, zukünftigen Wasserstofftransport ebenfalls noch nicht endgültig geklärt sind.

Nähere Informationen zum WAG Loop 1 finden Sie in unserem Projektfolder, unter Projektstatus und Q&A sowie in unseren Grafiken.

Unser Statement zur Sendung "Im Zentrum" können Sie hier nachlesen.