Der Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas ENTSOG („European Network of Transmission System Operators for Gas“) hat den Winter Outlook 2023/24 veröffentlicht: Im Fokus stand die Versorgungssicherheit mit Gas von 1. Oktober 2023 bis 31. März 2024. Dabei wurden auch verschiedene Szenarien simuliert und kombiniert: etwa ein rekordverdächtig kalter Winter und die Folgen eines völligen Lieferstopps von Erdgas aus Russland. Zudem ist eine Prognose für den Sommer, also den Zeitraum von 1. April bis 30. September 2024, enthalten.

Rekordfüllstand in europäischen Gasspeichern erreicht

Die Hauptergebnisse des aktuellen Winter Outlook: Am 1. Oktober 2023 wurde der höchste Füllstand der EU-Gasspeicheranlagen in den letzten fünf Jahren erreicht. Konkret lag dieser bei 96 %, was 1.091 Terawattstunden (TWh) entspricht. Dafür verantwortlich waren der hohe Füllstand der Speicher (56 %) zu Beginn der Einspeiseperiode im Frühjahr, die Abnahme des Gasverbrauchs über das Jahr hinweg, diverse Maßnahmen der EU-Mitgliedstaaten sowie das Verhalten der einzelnen Nutzer:innen.

ENTSOG-Generaldirektor Piotr Kuś fasst zusammen: „Die sehr hohen Speicherstände, die flexible Gasinfrastruktur und neu in Betrieb genommene Projekte zur Versorgungssicherheit haben die Mitgliedsstaaten in eine gute Position für eine längerfristige Wintervorbereitung gebracht.“ Es gelte jetzt, auf diesen Maßnahmen aufzubauen und weitere Schritte zu setzen, um die Versorgungssicherheit für die Konsument:innen weiterhin zu garantieren.

Mehrere Szenarien angenommen

Unter gewissen Umständen könnten laut dem ENTSOG-Outlook dabei weitere Anstrengungen nötig werden. Dies gilt vor allem dann, wenn es zu einer Unterbrechung der russischen Pipeline-Lieferungen im Winter kommt und dieser rekordverdächtig kalt ausfällt. Außerdem wurden im Bericht mehrere Sensitivitätsanalysen vorgenommen. Diese sollen zeigen, wie sich verschiedene Eingriffe auswirken, um das Risiko von Gasengpässen zu vermindern: Konkret etwa die Reduktion der Gasnachfrage, eine weitere Stärkung der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten oder zusätzliche Gaslieferungen. Analysen dazu liegen etwa auch bei einem Szenario mit Unterbrechung der Erdgaslieferungen aus Russland vor.

Vier Zahlen zu den europäischen Füllständen

•    96 % betrug der Füllstand der Gasspeicher am 1. Oktober 2023
•    90 % ist der empfohlene Füllstand der ENTSOG am Beginn der Wintersaison 2023/24
•    56 % betrug der Füllstand zu Beginn der Einspeisperiode im Frühling 2023
•    46 % ist der empfohlene Füllstand der ENSTOG am Ende der Wintersaison 2023/24

Füllstand von 46 % als Ziel für den Sommer

Der ENTSOG Winter Supply Outlook 2023/24 prognostiziert auch, welchen Einfluss die Unterbrechung der Baltic-Connector-Pipeline für die europäische Gasversorgung hätte. Eine solche würde demnach kein signifikantes Versorgungsrisiko für die Region darstellen, auch wenn die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit Finnlands mit den baltischen Staaten beeinträchtigt würden.

Die Datenauswertungen zeigen weiters, dass eine großzügige Entnahme von Gas zu Beginn der Wintersaison dazu führt, dass die Speicherstände an deren Ende niedrig sind. Dies verringert die Flexibilität und erhöht das Risiko von Engpässen. Außerdem wird im Bericht festgehalten, dass einige europäische Länder einen Teil ihres Gasbestandes als strategische Reserve zurückhalten.

Der ENTSOG-Outlook enthält schließlich auch einen empfohlenen Zielwert für den Füllstand der europäischen Gasspeicher am Ende der Wintersaison. Dieser liegt bei mindestens 46 % des Gesamtvolumens. Ein solcher Wert würde dazu beitragen, in der kommenden Einspeiseperiode 2024 bis zum Ende des Sommers wieder zuverlässig einen Speicherstand von 90 % sicherzustellen– was für eine sichere Versorgung im Winter 2024/25 angestrebt werden sollte.

Hier finden Sie die ENTSOG Presseaussendung zum Thema

Hier geht es zum vollständigen ENTSOG Winter Suppy Outlook 2023/24