Regulatorischer und gesetzlicher Rahmen für H2-Infrastruktur dringend erforderlich
Mit dem Projekt H2EART (“Hydrogen to Europe – Austrian Regional Turntable”) verfolgt Gas Connect Austria konkrete Pläne Teile seines Fernleitungsnetzes im Sinne eines koordinierten europäischen Vor-gehens auf den Transport von Wasserstoff umzustellen. Im Rahmen unseres beim BMK als IPCEI (Important Project of Common European Interest) eingereichten Projekts haben wir analysiert, wo ein Aus- oder Umbau erforderlich wäre, um ein stabiles Versorgungsnetz mit Wasserstoff zu schaffen und den Aufbau eines Marktes zu ermöglichen. Das Projekt H2EART entspricht aufgrund der in Österreich geltenden regulatorischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Infrastrukturprojekte ausschließen, nicht den nationalen Förderkriterien und wird daher nicht unterstützt. Projekte in der Dimension von H2EART, welche mit erheblichen Investitionen verbunden sind, können ohne entsprechende Förderung nicht realisiert werden. Gas Connect Austria bleibt aber weiter „dran“ und ist überzeugt, dass es ohne eine auf klimaneutrale Gase adaptierte Infrastruktur weder möglich ist die Klimaziele zu erreichen noch die sichere Energieversorgung der Zukunft zu gewährleisten. Eine Nichtrealisierung wird nicht nur den Wirtschaftsstandort Österreich schwächen, sondern auch H2 Projekte in den Nachbarländern in ihrer Umsetzung behindern. Damit dieses zukunftsweisende Projekt für ein sicheres und klimaneutrales Energiesystem realisiert werden kann, sind politischer Wille und die entsprechenden regulatorischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen dringend erforderlich.
H2EART – Herzstück einer europäischen Wasserstoffinfrastruktur
Das Projekt unterstützt den Wandel von fossilen Energieträgern hin zur wasserstoffbasierten Industrie und ermöglicht in Österreich und Mitteleuropa große Mengen Wassersoff wirtschaftlich zu transportieren und kostengünstige Wasserstoffquellen zu erschließen. Als im Herzen Europas gelegenes Projekt verbindet H2EART alle wichtigen Regionen und Energiehauptadern der EU, sodass Volatilitäten europaweit ausgeglichen werden können. Als Wasserstoff-Drehscheibe trägt es nicht nur wesentlich zu einer sicheren und leistbaren Energieversorgung großer Teile Europas bei, sondern ist auch ein Herzstück für zahlreiche europäische Wasserstoffprojekte wie „H2EU+Store“, „Green Hydrogen@Blue Danube“, „GETH2“ oder „HyPipe Bavaria“. Ein dichtes europäisches Wasserstoffnetz inkludiert auch die Versorgung aus Regionen wie Nordafrika und die arabische Halbinsel, mit denen Deutschland bereits Absichtserklärungen zum Bezug von grünem Wasserstoff geschlossen hat. Die Anlieferung von klimafreundlichem Wasserstoff über Schiffe aus Chile oder Australien werden für die intrakontinentale Verteilung Pipelines benötigen. Auch die Ukraine gilt als primärer Partner und wird als solcher auch in der Wasserstoff-Strategie der Europäischen Union gesehen. In der Ukraine produzierter grüner Wasserstoff aus Sonne und Wind kann zur bedarfsgerechten saisonalen Strukturierung der österreichischen und europäischen Energieversorgung genutzt werden.
Gas-Drehscheibe Baumgarten als Wasserstoff-Knotenpunkt
Das bestehende Netz von Gas Connect Austria inklusive des Verteilknotens Baumgarten eignet sich hervorragend, um kurz- und mittelfristig Wasserstoff gemeinsam mit Erdgas in den Leitungen zu transportieren und langfristig bestehende Leitungen umzuwidmen oder auch neue Wasserstoffleitungen zu errichten. Für die Beimischung und Einspeisung in den bestehenden Gasfluss sind der Bau von Mischvorrichtungen - sogenannten Blending-Anlagen - und für die Entnahme wiederum De-Blending-Anlagen notwendig. Im Wasserstoff-Projekt ist der Bau solcher Anlagen an strategisch wichtigen Abzweigungspunkten wie z.B. der Industriestadt Linz oder an der deutschen Grenze vorgesehen. So können in Linz die Schwermetall- und Chemieindustrie und in Deutschland etwa die Raffinerie Burghausen und das bayrische Chemiedreieck über Österreich mit Wasserstoff versorgt werden - in Kooperation mit den deutschen Gasfernleitungsnetzbetreibern Open Grid Europe und bayernets. An solchen strategischen Knotenpunkten sollen auch Anlagen zum Abfüllen von H2 in Bündeln für z.B. den Betrieb von Bussen und Autos etabliert werden.
Über eine weitere strategisch wichtige Gasachse zwischen Baumgarten und Tschechien könnte mittel- und langfristig über Blending und De-Blending Wasserstoff kostengünstig zwischen beiden Ländern auf direktem Wege transportiert werden. Als weitere Umschlagspunkte für Wasserstoff sind nationale Einspeisepunkte für potenzielle Sektorkoppler und Häfen (z.B. der Hafen Lobau) inklusive Regasifizierungsanlagen und Mischvorrichtungen geplant. Anschlusspunkte für Power-to-Gas Anlagen zur Umwandlung von Grünstrom in Wasserstoff, runden die Projektpläne rund um das Wasserstoff-Projekt ab.