Baumgarten: Gasdrehscheibe für Österreich und Europa

Die Gasimport und -verteilstation Baumgarten in Niederösterreich ist weit mehr als nur eine technische Anlage – sie ist ein zentraler Baustein der Versorgungssicherheit in Österreich sowie in Mittel- und Osteuropa.

Seit Jahrzehnten sorgt dieser bedeutende Energieknotenpunkt dafür, dass Erdgas zuverlässig in heimische Haushalte und Betriebe sowie zu unseren Nachbarländern wie Deutschland, die Slowakei, Slowenien und Ungarn gelangt. Gerade in herausfordernden Zeiten zeigt Baumgarten eindrucksvoll seine Stabilität und Verlässlichkeit. Die strategische Lage, internationale Vernetzung und Speicheranbindungen machen die Station zu einer unverzichtbaren Drehscheibe, die wesentlich zur Energiesicherheit über die österreichischen Grenzen hinaus beiträgt.

Neue Quellen und Routen sorgen für stabile Gasversorgung

Seit dem Ausfall der Gasimporte über die Slowakei Ende 2024 fließt verstärkt Erdgas aus Nord- und Westeuropa über die West-Austria-Gasleitung (WAG) nach Baumgarten. Dies umfasst Gas aus Norwegen sowie LNG (Liquefied Natural Gas), das über die Küsten von Deutschland, Belgien und den Niederlanden angeliefert wird. Gleichzeitig wird Gas aus Italien bezogen, das aus vielfältigen Quellen wie Nordafrika, Aserbaidschan und ebenfalls LNG stammt.

Durch diese beiden Versorgungskorridore und die österreichischen Gasspeicher wird nicht nur die heimische Versorgung gewährleistet, sondern auch die Belieferung benachbarter EU-Staaten bei möglichen Versorgungslücken sichergestellt.

Baumgarten als wichtiger Knoten im europäischen Gasmarkt

Baumgarten spielt zudem eine zentrale Rolle im österreichischen Gas-Marktmodell (Entry-Exit-System), indem es als Verbindungsknoten zwischen Österreich, Deutschland, der Slowakei, Slowenien, Italien und Ungarn fungiert. Das Entry-Exit-System trennt Einspeisung (Entry) und Ausspeisung (Exit) voneinander, sodass Marktteilnehmer:innen Gas an einem beliebigen Punkt in das Netz einspeisen und an einem anderen Punkt entnehmen können, ohne feste Transportwege buchen zu müssen. Dank der vielfältigen Verbindungsmöglichkeiten in Baumgarten kann in Kombination mit dem Entry-Exit-Modell Gas flexibel in das österreichische Fernleitungsnetz eingespeist und wieder entnommen werden. Nicht zuletzt bleibt die Funktion als wesentlicher Verteilerknoten für die inländische Gasversorgung ein zentraler Bestandteil der strategischen Bedeutung dieses Standorts.

Zukunftsperspektive Wasserstoff

Neben der sicheren Erdgasversorgung liegt der Fokus der Betreiber Gas Connect Austria und TAG GmbH zunehmend auf der Zukunft: Baumgarten soll langfristig als Wasserstoff-Drehscheibe etabliert und an das europäische H2-Netz angebunden werden.

Dafür arbeiten Gas Connect Austria und TAG GmbH an nationalen und europäischen Projekten wie dem SoutH2 Corridor, der eine leistungsfähige Wasserstoff-Infrastruktur zwischen Südeuropa und Mitteleuropa schaffen soll. Die beiden Unternehmen arbeiten außerdem in verschiedenen europäischen Initiativen und Institutionen aktiv am Aufbau einer europäischen Wasserstoffinfrastruktur mit. Auf nationaler Ebene zeigt die H2 Roadmap der AGGM, wie Baumgarten als wichtiges Bindeglied einer künftigen Wasserstoff-Infrastruktur fungieren kann. Damit bleibt die Station nicht nur das Rückgrat der heutigen Gasversorgung, sondern auch ein zentraler Knotenpunkt für die klimaneutrale Energiezukunft Österreichs und Europas.