Gas Connect Austria zum EU Dekarbonisierungspaket

Am 15. Dezember 2021 hat die Europäische Kommission das lang erwartete Dekarbonisierungspaket für den Gasmarkt vorgestellt. Das Paket umfasst Vorschläge zur Überarbeitung der Richtlinie und Verordnung für den Erdgasbinnenmarkt und den Zugang zu Erdgasfernleitungsnetzen. Gas Connect Austria begrüßt das Paket als wichtigen und mutigen Schritt in die Energiezukunft, sieht allerdings in einigen Punkten Verbesserungsbedarf. Tarifierungsregelungen zum Wasserstofftransport und angedachte Unbundling-Bestimmungen sind ebenso kritisch zu sehen, wie der Umstand, dass Synergien zu wenig ausgeschöpft werden.

„Das EU Paket enthält keine Technologieverbote, wie sie etwa in Österreich für Gasheizungen von mancher Seite gefordert werden“, merkt GCA Geschäftsführer Harald Stindl kritisch mit Blick auf die heimische Energiepolitik an. Im Paket sollten insbesondere auch Technologien wie „Power-to-Gas“ und „Deblending“, welche einen Wasserstofftransport über den Energieträger Erdgas möglich machen, ergänzt werden. Die Tarifierungsregelungen zum Wasserstofftransport sind aus Sicht der Netzbetreiber sehr komplex gestaltet und für Investoren wenig einladend.

Diskriminierung von Marktteilnehmern behindert schnelle Entwicklung des Wasserstoffmarkts

Unbundling-Vorschriften, wie sie der Entwurf vorsieht, schließen bestehende Fernleitungsnetzbetreiber vom Wasserstofftransportgeschäft aus und erschweren den kostengünstigen Umbau existierender Infrastruktur. Synergien, wie sie bei einer Transformation des existierenden Leitungssystems hin zu einem zukünftigen Wasserstoffnetz möglich sind, würden damit bereits im Ansatz vernichtet. Die zusätzlichen Kosten sollen vor allem vom Wasserstoffnetznutzer getragen werden.

Die Bestimmungen zum vertikalen Unbundling im Entwurf sehen vor, dass für Wasserstoffnetzbetreiber das in Europa allgemein anerkannte und bewährte „Independent Transmission Operator“ (ITO)-Modell nur mehr bis Ende 2030 anwendbar sein soll. Zudem sieht das im Paket erwähnte horizontale Unbundling vor, dass Gas-Fernleitungsnetzbetreiber keine dedizierten Wasserstoffleitungen betreiben dürften, sofern dafür keine eigenständige Rechtsperson geschaffen wird.

Synergien der gasförmigen Energieträger stärker nutzen

Die Wasserstoffnetzplanung ist bereits jetzt Teil des Planungs-Prozesses (TYNDP) für Gas. Die Modellierung der Wasserstoffnachfrage und des -angebots ist in den von ENTSO-G und ENTSO-E (Europäische Dachverbände der Gas- bzw. Stromnetzbetreiber) gemeinsam entwickelten Szenarien enthalten. In diesem Sinne stellt Wasserstoff eine natürliche Nahtstelle zwischen Gas und Strom dar und ist für die Integration der Energiesysteme von entscheidender Bedeutung. Die Schaffung eines separaten „Silos“, d.h. eine parallele Wasserstoffnetzentwicklungsplanung durch die neue ENNOH-Organisation (beabsichtigter Dachverband reiner Wasserstoff-Netzbetreiber) würde diese Integration eher behindern als fördern.

Wasserstoff soll künftig grenzüberschreitend und von außerhalb der EU transportiert und gehandelt werden können. Dafür sind anzuerkennende Herkunfts- und Nachhaltigkeitsnachweise notwendig, auch von außerhalb der EU wie beispielsweise der Ukraine oder Nordafrika. Im Vorschlag der Kommission ist dies ebenfalls nicht ausreichend adressiert. Es wird von erforderlichen 70% CO2–Einsparung gesprochen ohne dies im Detail zu definieren.

Gas Connect Austria als Enabler des Wasserstoffmarkts

Gas Connect Austria ist bereit, fähig und willig den zukünftigen Wasserstoffmarkt mitzugestalten und Transportmöglichkeiten zu schaffen. Dies ist am Beispiel der eingereichten IPCEI Projekte (Important Projects of Common European Interest) oder am Beispiel der Teilnahme an der EHB-Initiative (European Hydrogen Backbone) dokumentiert.

„Gerade im Lichte eines künftigen integrierten Energiesystems verorten wir daher noch Änderungsbedarf, um Synergien optimal zu nutzen und die Regulierung einfach und klar zu gestalten. Wir hoffen, dass die EU hier noch nachbessert, schließlich soll Mehraufwand, auch im Sinne künftiger Wasserstoffkunden, vermieden werden – die Uhr tickt, wir müssen für die Energiewende schnell handeln und alle Potentiale nutzen“, schließt Stindl.

Weitere Reaktionen zum Dekarbonisierungspaket aus der Branche finden sie unter folgenden Links:

ENTSOG initial reaction to the publication of the EC’s Hydrogen and Decarbonised Gas Market Package

Hydrogen, Gas Package & Methane emissions: GIE stands ready to support EU’s ambitions

Fachverband Gas Wärme - EU bringt Wasserstoff und Grünes Gas auf den Weg