Dekarbonisierung braucht Schulterschluss der Energiesektoren

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Auf dem Weg zur Energiewende fällt immer wieder der Begriff Sektorkopplung. Hinter dem Begriff stecken Technologien, die es schaffen könnten, das Beste aus den Energieformen zu verbinden und damit das gesamte System effizienter zu gestalten. Doch wie funktioniert Sektorkopplung? Überschüssige Energie, die erneuerbare Energieformen wie Sonne, Wind oder Wasser produzieren, wird beispielsweise mit Hilfe des Power-to-Gas-Verfahrens in das Gasnetz eingespeist und für den späteren Verbrauch speicherbar gemacht. Denn ein großer Vorteil der Sektorkopplung ist die Möglichkeit, Strom relativ einfach und in großen Mengen zu speichern. Mit dem Gas sorgen Kraft-Wärme-Kopplungen anschließend z.B. dafür, dass Wohnungen auch dann mit der nötigen Energie versorgt werden, wenn die Wasserstände niedrig sind, die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Denn eine der größten Herausforderungen der erneuerbaren Energien ist es, dass es je nach Wetter und Jahreszeit manchmal zu viel oder zu wenig Strom gibt. Um diese Lastspitzen auszugleichen, kann Strom über Sektoren hinweg gespeichert und bezogen werden.

Stärkere Verzahnung und gemeinsame Regelungen notwendig
Damit die Sektorkopplung gut umgesetzt werden kann, hat die Europäische Kommission im Vorjahr eine Studie veröffentlicht, die zeigt, welche regulatorischen Barrieren und Lücken es noch im Strom- und Gassektor gibt. Zentrale Ergebnisse daraus waren, dass die Technologie noch nicht voll ausgereift ist, einige dafür notwendige Regulierungen noch offen sind, etwa wie die Endkunden besteuert werden, wenn der Strom aus Power-to-Gas kommt, sowie gemeinsame Standards und eine koordinierte Infrastrukturplanung sollten noch optimiert werden.

Ausgleich für Stromnetze, weniger Treibhausgase
Eine Studie von BloombergNEF (BNEF) in Zusammenarbeit mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton und dem Konzern Statkraft beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen der Sektorkopplung auf das Elektrizitätssystem und die Marktgestaltung. Sie zeigt auf, wie politische Entscheidungsträger und die Regulierungsbehörden einige der größten Herausforderungen angehen könnten. Die Autoren sehen u.a. Wasserstoff als entscheidend für die Sektorkopplung, daher sollten aus ihrer Sicht energiepolitische Entscheidungsträger und die Regulierungsbehörden versuchen, verstärkt am Übergang zwischen Strom- und Erdgassystemen zu arbeiten sowie technische und regulatorische Hindernisse für die Einspeisung von Wasserstoff in das Gasnetz abzubauen. Die Sektorkopplung - d.h. die Elektrifizierung von Verkehr, Gebäuden und Industrie – würde einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Miteinander Technologie voranbringen
Um die Studienergebnisse nicht nur am Papier, sondern tatsächlich real zur Erreichung der Klimaziele umzusetzen, braucht es klarere Strukturen. Es braucht einen Rechtsrahmen für die hybriden Energiesysteme, eine Angleichung der bestehenden Regelungen für Strom und Gas, die Infrastruktur muss, über alle Sektoren hinweg, koordinierter geplant werden, der Zugang und Anschluss zur SektorkopplungsTechnologie soll für möglichst viele Energieformen möglich sein. Weiters sollen technologieunabhängige Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden und die Politik müsste klarer festlegen, welche Aufgaben und Zuständigkeiten die jeweiligen Akteure im Strom- und Gassektor wahrnehmen sollen, wie auch die Aufteilung von Kosten und Nutzen zwischen den Strom- und Gasverbrauchern. Das moderne und weitverzweigte europäische Gasnetz ist ein wesentlicher Baustein für die Sektorkopplung – wie die Studie von BNEF, Stratkraft und Eaton zeigt, müssten allerdings die Stromnetze durch den erhöhten Strombedarf noch stärker ausgebaut werden. Mit der Sektorkopplung könnten die Energiesysteme Hand in Hand arbeiten – dafür müssen die energiepolitischen Akteure aber rasch die Ärmel hochkrempeln und die richtigen Anreize setzen.