Projektstatus und Q&A

 

Q&A - häufig gestellte Fragen zum Projekt WAG-Loop1

Das Projekt WAG Loop ist eine wesentliche Maßnahme für die heimische und europäische Versorgungssicherheit. So besteht aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage und im Hinblick auf das bevorstehende Auslaufen der Transportverträge zwischen Russland und der Ukraine Ende 2024 die Gefahr eines Gasmangels für Österreich und die südosteuropäische Region. In einem ersten Schritt (Projekt WAG Loop 1) soll dazu der rund 40 Kilometer lange Abschnitt von Oberkappel bis Bad Leonfelden mit einer parallelen Leitung, zusätzlich zur bestehenden Leitung, ausgebaut werden. Dieser zusätzliche Leitungsstrang würde die Transportkapazität aus Deutschland um rund 30 % oder 27 TWh pro Jahr erhöhen und somit einen verbesserten Zugang zu Gasquellen aus Nord-West-Europa eröffnen (z.B. Norwegen und LNG, das entlang der Küste in Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich angeliefert wird). Darüber hinaus könnte über die neue Leitung in Zukunft auch klimafreundlicher Wasserstoff transportiert werden. Das Projekt WAG Loop leistet damit nicht nur einen wesentlichen Beitrag für die heimische Versorgungssicherheit, sondern ebnet gleichsam den Weg in eine grüne, nachhaltige Zukunft.

Sofort nach Kriegsbeginn wurde begonnen, das Projekt WAG Loop 1 zu planen. Es wurde dann am 22. Juni 2022 dem BMK beim Gasgipfel des Ministeriums vorgestellt und nachfolgend im Netzentwicklungsplan eingereicht. Der Koordinierte Netzentwicklungsplan wurde im Sommer 2023 durch E-Control offiziell genehmigt. Unmittelbar danach hat Gas Connect Austria mit der Umsetzung des Projekts begonnen und verfolgt dieses seither auch konsequent, so als ob es eine gesicherte Finanzierung gäbe. Projekt- und Zeitplan sind E-Control und den involvierten Ministerien bekannt. So wurden auch schon wesentliche Schritte umgesetzt, darunter eine Machbarkeitsstudie inkl. Festlegung der optimalen Trassenführung, die Ermittlung von Schutzzonen bzw. -gütern entlang der Trasse sowie Gespräche mit relevanten Stakeholdern wie Lieferanten, politischen Akteuren und Ingenieurpartnern. Von einigen Stakeholdern hat GCA auch bereits schriftliche Unterstützungserklärungen bzw. Interessensbekundungen eingeholt. Darüber hinaus arbeiten wir derzeit an der Umweltverträglichkeitserklärung (UVE), die die Basis für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) darstellt.

Wollte man eine raschere Umsetzung, wie etwa bei Gasinfrastrukturprojekten in Deutschland, müssten entsprechende Beschleunigungsgesetze geschaffen werden. Solche sind in Österreich nicht im Gespräch. Der derzeitig vorliegende und durchaus ambitionierte Projektplan sieht eine Fertigstellung bis 2027 vor.

Die nächsten wesentlichen Meilensteine sind die Anpassung des Tarifssystems an die aktuellen Marktgegebenheiten durch E-Control, Klärung der gesamten Finanzierung des Projekts und die beihilferechtliche Prüfung durch die EU-Kommission in Brüssel.

Die GCA ist ein reguliertes Unternehmen, das seine Erlöse im Wesentlichen aus den Tarifen für transportiertes Gas verdient. Aktuell gültige Tarifbestimmungen (sie werden von der Regulierungsbehörde festgelegt) gehen ihrem Wesen nach aber auf das Jahr 2013 zurück und berücksichtigen nicht die aktuelle Marktsituation (etwa ein kriegsbedingtes, starkes Nachlassen des Transitgeschäftes, das einmal 80% betragen hat). Ein gerade in Ausarbeitung befindliches, neues Tarifsystem muss gewährleisten, dass Fernleitungsnetzbetreiber wie GCA auch bei stark rückläufigen Transportmengen wirtschaftlich stabil aufgestellt sind. Deshalb wird die neue Tarifsystematik indirekt eine wichtige Entscheidungsbasis für den WAG Loop darstellen.

Der Weg zur FID folgt in Schritten, die auf einander aufbauen.

Sobald die konkrete Teil-Förderung vorliegt kann die beihilferechtliche Prüfung in Brüssel erfolgen. Wenn diese positiv erfolgt ist und das neue Tarifsystem in einer Form vorliegt, das wir dessen Auswirkungen auf das Projekt einschätzen können, kann die Finanzierung geklärt werden und darauf aufbauend die Entscheidung zur FID erfolgen.
Je rascher diese Schritte erfolgen, desto schneller gibt es die FID. Aber auch bis zur FID gehen die Vorarbeiten, wie bisher, in vollem Tempo weiter.
 

Österreich hat einen Jahresbedarf an Erdgas von rund 90 TWh (2022 waren es ca 88 TWh). Dieses kommt aktuell vorrangig über die Ukraine und den Knoten Baumgarten aber eben auch aus dem Westen nach Österreich. Fällt der Gasfluss über die Ukraine aus, so müssten folgende alternative Routen die Versorgung übernehmen: aus Italien die Trans-Austria-Gasleitung, über die derzeit im Reverseflow etwa 70 TWh fließen könnte und eben die WAG, die im Reverseflow (von Deutschland nach Österreich) auch jetzt schon über etwa 90 TWh Jahreskapazität verfügt. Zusammen also 160 TWh. Dazu kommt noch das Volumen der österreichischen Gasspeicher, wo (voll befüllt) etwa 90 TWh eingelagert sind und etwa die Hälfte davon Österreich zur Verfügung steht. Zusätzlich werden durch den Ausbau oder Errichtung von LNG Terminals auch neue Versorgungsrouten aus dem Norden oder Südosten möglich. 

Österreich ist in ein europäisches Gasnetz eingebettet, wodurch es eben auch über alternative Routen versorgt werden kann. Mit der Security of Supply Verordnung (SoS-Verordnung) hat die Europäische Kommission vorgegeben, dass sich angrenzende Mitgliedsstaaten bei einer Versorgungskrise gegenseitig helfen. Über einen Solidaritätsmechanismus ist festgelegt, dass schutzbedürftige Kunden auch grenzüberschreitend zu versorgen sind. Wenn also extreme Wetterbedingungen vorliegen (große Kälte, Niedrigwasser, wenig Wind und Sonne zur alternativen Energie-Erzeugung), die Speichervorräte schon zur Neige gehen und zusätzlich Nachbarstaaten zu versorgen sind, dann kann es sein, dass die derzeit verfügbaren, angeführten Kapazitäten nicht ausreichen. In einem solchen Extremfall (Gas-Engpass) würde zuerst wohl der Markt mit einem erheblichen Anstieg des Gaspreises reagieren (wohl auf ein Vielfaches des normalen Preises). Die daraus folgenden Mehrkosten, die durch die Gaskunden zu tragen wären, würden wohl rasch die jetzt notwendigen Kosten für den „WAG Loop 1“ (ca. 200 Mio Euro) übersteigen. Deshalb macht es Sinn, bereits jetzt und vorsorglich die Kapazitäten auf der WAG zu erweitern. Der WAG Loop hilft mit, durch ein mehr Kapazität in West-Ost Richtung Engpass und Preisanstieg im Extremfall zu vermeiden. Zudem kann die Leitung in der Zukunft auch für den Wasserstoff-Transport genutzt werden.

Für eine rasche Umsetzung des Projekts WAG Loop wären staatliche Finanzierungsunterstützungen wünschenswert, da die Kosten des Pipeline-Ausbaus aktuell nicht über den Markt finanzierbar sind. Normalerweise werden Netzausbauten durch die Marktnachfrage ausgelöst und finanziell abgesichert. Dies ist im Fall des Projekts WAG Loop nicht gegeben, da die aktuelle Nachfrage mit den bestehenden Kapazitäten gedeckt werden kann und das Projekt in erster Linie auf die künftige Versorgungssicherheit ausgerichtet ist. Aufgrund fehlender Transportbuchungen besteht somit ein erhebliches finanzielles Risiko für Gas Connect Austria. Zur Umsetzung des Projekts sind daher staatliche Garantien bzw. Förderungen zur Absicherung des Vorhabens wesentlich – wie dies bereits in anderen europäischen Staaten u.a. Deutschland und Kroatien bei vergleichbaren Infrastrukturprojekten der Fall ist. Wollte man eine raschere Umsetzung, wie etwa bei Gasinfrastrukturprojekten in Deutschland, müssten entsprechende Beschleunigungsgesetze geschaffen werden. Solche sind in Österreich nicht im Gespräch. Der derzeitig vorliegende und durchaus ambitionierte Projektplan sieht eine Fertigstellung bis 2027 vor.

Die Projektplanung sieht derzeit eine Fertigstellung Anfang bis Mitte 2027 vor. Gas Connect Austria unternimmt wesentliche Maßnahmen, um diesen ambitionierten Zeitplan einzuhalten und eine rasche Umsetzung zu ermöglichen. Allerdings ist die Realisierung des Projekts auch von zahlreichen externen Faktoren abhängig, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen, darunter Bewilligungsverfahren, Umweltverträglichkeitsprüfungen, Verhandlungen von Wegerechten sowie Lieferantenverfügbarkeiten bzw. Lieferzeiten.

Ein Gesetz wie in Deutschland, das für kritische Infrastrukturbauten eine Beschleunigung ermöglicht, gibt es in Österreich nicht.

Von einigen Seiten wird eine Beschleunigung des WAG-Loop-Projektes und dessen Fertigstellung bis zum ersten Quartal 2025 angedacht. Das ist jedoch unter Einhaltung der vorgegebenen Rahmenbedingungen nicht machbar.

Gas Connect Austria hat unmittelbar nach der Aufnahme des Projektes „WAG Loop 1“ in die Langfristplanung der E-Control mit dem Projekt begonnen und arbeitet seitdem mit Hochdruck an dem Projekt und ist damit in Vorleistung getreten.

In Vorleistung deshalb, weil zwar Projekt und Kosten von E-Control als für das Netz sinnvoll genehmigt wurden, damit aber nicht dessen Finanzierung und Kostentragung sichergestellt sind. Aufgrund des aktuell geltenden Tarifsystems besteht sehr wohl ein sehr großes finanzielles Risiko für die GCA.

Das Zurückverdienen des zu investierenden Geldes kann mangels entsprechender Transportbuchungen nicht im Vorhinein, wie sonst üblich, abgesichert werden. Der aktuell notwendige Ausbau der WAG ist jedoch aus der Versorgungssicherheit heraus notwendig und entsprechend anders zu bewerten und zu finanzieren, als sonst üblich. Entsprechende Gespräche dazu sind aktuell mit E-Control im Gange, jener Behörde also, die für die Tarifgestaltung der GCA verantwortlich ist. Derzeit gibt es weder eine Staatsgarantie noch eine Förderung zur Absicherung.

Aus Erfahrung der GCA mit anderen Pipeline Projekten ist es nicht realistisch, wie von manchen gefordert bis zum ersten Quartal 2025 das Projekt fertig zu stellen. Allein das dazu notwendige, behördliche Genehmigungsverfahren dauert mindestens ein Jahr. Davor sind im Zuge der Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) etwa schützenswerte Güter über zwei Vegetationsperioden hinweg zu erfassen. Auch die Produktion von Stahlrohren und deren Verlegung lassen bei äußerst ambitioniertem Vorgehen keine Fertigstellung vor Ende 2026 erwarten.

Auch ein zeitlicher Vergleich mit dem Bau einer LNG-Anbindungsleitung in Deutschland „hinkt“, da in Deutschland speziell für den Ausbau das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz beschlossen wurde, das auch Ausnahmen für das UVP Verfahren, Naturschutzgesetz und ähnliche Gesetze enthält. Derartiges wurde in Österreich vom Ministerium nicht initiiert. Ebenso gilt in Deutschland ein anderes Tarifsystem, das das Rückgewinnen der Kosten tatsächlich garantiert.

Gas Connect Austria ist bezüglich der Ausgestaltung und Finanzierung von Projekten, gemäß Unbundling, unabhängig von seinen Eigentümern.

Nein, es gibt keine Verzögerung bei WAG Loop – denn trotz aktueller Finanzierungsdiskussionen verfolgt GCA den WAG Loop von Beginn an so, als wäre die gegenständlich diskutierte, finale Investitionsentscheidung bereits gefallen. Es kommt also zu keinerlei Verzögerung!

Wichtig ist uns aber darauf hinzuweisen, dass die Erdgaswirtschaft sich in einer Veränderungsphase befindet, die das alleinige Tragen und damit die Finanzierung einer derartigen Investition nicht so einfach möglich macht, umso mehr als es keine – wie sonst üblich – gesicherte wirtschaftliche Basis in Form vorliegender Buchungen gibt. Deshalb auch das Ersuchen von Gas Connect Austria nach finanzieller Unterstützung durch den Staat. Aus regulatorischen Gründen (Unbundling) kommt dem erwähnten Mehrheitseigentümer Verbund dabei keine operative Rolle zu. Die Projektverantwortung liegt zur Gänze bei Gas Connect Austria.

Von Seite des Minsteriums (BMK) wird immer wieder betont, dass der WAG Loop 1 von E-Control genehmigt sei und deshalb auch gebaut werden müsse. Die Genehmigung durch die E-Control bedeutet aber nur, dass ein Projekt grundsätzlich netzdienlich ist; nicht aber, dass es ohne eine wirtschaftliche Absicherung für den langfristigen Betrieb einer Leitung gebaut werden muss – und diese ist derzeit eben noch nicht gegeben. Die Realisierung von Infrastrukturprojekten wie dem WAG-Loop 1 ist nach dem noch geltenden Regulierungsregime davon abhängig, dass es langfristige Buchungen gibt, damit die Investitionen wieder zurück verdient werden können. Nun wurde im Regierungsprogramm das Ziel der Klimaneutralität und damit das Aus für Erdgas bis 2040 angekündigt. Damit ist auch die Wirtschaftlichkeit von Projekten wie dem WAG-Loop gefährdet, da die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den erhofften zukünftigen Wasserstofftransport ebenfalls noch nicht endgültig geklärt sind.

Wie an anderer Stelle ausgeführt, gibt es bereits jetzt diversifizierte Transportwege für die Gasversorgung. Aber auch für den Import aus dem Westen wurde von GCA vorgesorgt. Wir haben temporäre Absicherungen und Verstärkungen an der bestehenden Leitung vorgenommen, die uns schon heute erlauben, im Notfall, auch höhere Mengen zu transportieren. Etwa in der Größenordnung, wie auch der Ausbau bringen wird. Damit ist die Versorgung auch in der Bauphase des Projektes abgesichert.

Informationen zur Pressekonferenz zum WAG Loop1 im Dezember 2023 finden Sie hier