GCA zu H2 Kernnetz

Die deutsche Vereinigung der Gasnetzbetreiber hat im Juli den Planungsstand für ein überregionales Wasserstoffkernnetz veröffentlicht. Gas Connect Austria begrüßt den Schritt und nimmt im Zuge des Konsultationsverfahrens Stellung und fordert höhere Ausspeisekapazitäten nach Österreich und klarer definierte Grenzpunkte.

 © FNB Gas e.V.

Wasserstoff ist wesentlich für die Dekarbonisierung der Industrie. Damit der zukunftsweisende Energieträger flächendeckend genutzt werden kann, braucht es geeignete Transportnetze. Die deutsche Vereinigung der Gasnetzbetreiber (FNB Gas) stellte nun Pläne vor, um den Bau des wichtigsten Wasserstofftransportnetzes in Deutschland bis 2032 abzuschließen. Das hat große Bedeutung für Österreich.

Geplante „Autobahnen“ für Wasserstoff

Der Entwurf der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber sieht vor, dass künftig ein Großteil des Wasserstoffs aus angrenzenden Ländern unter anderem auch aus Österreich importiert wird. Zudem sollen Produktionsanlagen im Norden Deutschlands den Wasserstoffbedarf decken. Für den Transport setzt die Vereinigung auf den Bau eines Wasserstoffkernnetzes – sogenannte „Wasserstoffautobahnen“. Die vorgesehenen Leitungen haben eine Länge von rund 11.200 Kilometern. Sie umfassen neben modernisierter bestehender Infrastruktur neu zu bauende Wasserstoffpipelines, die halb Deutschland umspannen.

Im Szenario für das Wasserstoffkernnetz wurden insgesamt 309 Wasserstoffprojekte einbezogen. Die Einspeiseleistung für Wasserstoff beträgt 101 Gigawatt (GW). Als Ausspeiseleistung über das Kernnetz für die Wasserstoffversorgung kann 87 GW zur Verfügung gestellt werden.

Wasserstoffprojekte in der Pipeline

Gas Connect Austria begrüßt, dass der aktuelle Planungsstand künftige Netzbedarfe und -pläne vertieft und die Möglichkeit grenzüberschreitender Wasserstofftransporte zwischen Österreich und Deutschland mitberücksichtigt. Die angegebene Einspeiseleistung von 6,25 GWth am Grenzübertrittspunkt Überackern spiegelt die dafür relevanten Wasserstoffinfrastrukturprojekte HyPipe Bavaria und H2 Backbone WAG + Penta-West wider. Beide Vorhaben bewerben sich aktuell um den Status als Projekt von öffentlichem Interesse (Project of Common Interest) bei der Europäischen Kommission. Die Entscheidung über die Aufnahme soll gegen Ende dieses Jahres fallen.

Österreich hat sich aufgrund seiner zentralen Lage als wichtige Drehscheibe im Gastransport etabliert. Angesichts des nationalen Ziels der Klimaneutralität bis 2040 und des europäischen Green Deals ist unser Land ein entscheidender Akteur für den innereuropäischen Wasserstofftransit – auch nach Deutschland. Die österreichische Pipelineinfrastruktur steht als Teil der Initiativen SoutH2 Corridor und H2EU+Store für den Transport von Wasserstoff aus Nordafrika und Südosteuropa zur Verfügung. Durch die Anbindung mehrerer künftiger Wasserstoffquellen wird von Beginn an eine diversifizierte Versorgung ermöglicht. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit.

„Wir begrüßen den aktuellen Planungsstand des Wasserstoffkernnetzes in Deutschland. Insbesondere die Berücksichtigung der länderübergreifenden Initiativen SoutH2 Corridor und H2EU+Store. Für den finalen Entwurf ist unserer Ansicht nach aber mehr Klarheit bei der möglichen Ausspeiseleistung nach Österreich notwendig.“

Stefan Königshofer, Leiter der Vertriebsabteilung bei Gas Connect Austria

Ausspeiseleistung klarer definieren

Im Detail sieht der Plan zum Wasserstoffkernnetz vor, dass die Einspeiseleistung an den Grenzübertrittspunkten 58 GWth beträgt. Die Ausspeiseleistung liegt bei rund 10,6 GWth. Dabei ist festzuhalten, dass künftig – ähnlich wie in Deutschland – ein Großteil des in Österreich benötigten Wasserstoffs durch Importe abgedeckt werden muss. Das deutsche und das österreichische Netz können hier gemeinsam eine wichtige Rolle spielen und Wasserstoffquellen aus Nordeuropa mit Abnehmern in Zentraleuropa verbinden. Gas Connect Austria regt an, bei der nächsten Modellierung den Bedarf der Nachbarländer an Wasserstoffimporten in Form zusätzlicher Ausspeiseleistung mitzuberücksichtigen. Im finalen Entwurf muss klarer ersichtlich sein, an welchen Grenzübertrittspunkten sich die derzeitigen 10,6 GWth manifestieren.

Wie es nun weitergeht: Bis Ende Juli hatten potenzielle Wasserstoffnetzbetreiber die Chance, Stellungnahmen abzugeben. Die dargestellten Trassenvarianten werden unter Berücksichtigung aller Meldungen optimiert.

Sie interessieren sich für das deutsche Wasserstoffkernnetz?

Alle Infos zum aktuellen Entwurf sowie dazugehörige Downloads finden Sie hier: Wasserstoffkernnetz.