Jahresauktionen erfolgreich abgeschlossen - Nachfrage höher als Angebot

Gas Connect Austria hat im Juli die Jahresauktionen 2022 für Transportkapazitäten durchgeführt. Wie diese Auktionen in der Praxis ablaufen und welche Ergebnisse sie gebracht haben, erzählt uns GCA-Experte Marko Janicijevic im Interview. Soviel vorweg: Die Ergebnisse waren zum Teil überraschend aber teilweise auch wie erwartet.

© Adobe Stock



"Insgesamt haben 23 Netzbenutzer aus 10 verschiedenen Ländern Kapazitäten bei der Jahresauktion der GCA erworben.
Ersteigert wurden insgesamt 218,3 TWh an Transportkapazitäten."

Wo finden die Auktionen statt und wer kann daran teilnehmen?

Die Auktionen der Gas Connect Austria finden auf den europäischen Buchungsplattformen PRISMA und Regional Booking Platform (RBP) statt.
Teilnahmeberechtigt sind alle Netzbenutzer, die sich über die Plattformen für die Teilnahme an den GCA-Auktionen registriert und einen Kapazitätsrahmenvertrag abgeschlossen haben.

Werden hier alle EU-weiten Transportkapazitäten gehandelt oder gibt es noch andere Auktionsplätze/Plattformen?

Neben PRISMA und der Regional Booking Platform RBP gibt es in der EU noch die Great Solution for Auctioning Platform GSA. Auf diesen Plattformen werden alle grenzüberschreitenden Transportkapazitäten der EU-Fernleitungsnetzbetreiber – sowohl am Primärmarkt, als auch am Sekundärmarkt – vermarktet.

Wie werden die Auktionen angekündigt bzw. wie ist generell der Ablauf?

Der Ablauf der Auktionen wird im Capacity Allocation Mechanisms Network Code („CAM NC“) vorgegeben. Jahresauktionen dagegen werden immer einen Monat vor Auktionsbeginn angekündigt. Kapazitäten auf Jahresbasis, wie auch Monats- und Quartalskapazitäten, werden mittels „Ascending Clock Algorithm“ – einer mehrstufig aufsteigenden Preisauktion – vermarktet.  Hierbei wird die Transportkapazität mit einem immer höheren Preis so lange angeboten, bis die Nachfrage des Marktes das Angebot nicht mehr übersteigt. Basispreis in der ersten Runde ist der regulierte Tarif multipliziert mit dem anzuwendenden Zeitfaktor, d.h. der Faktor 1 für eine Jahresprodukt; 1,15 für ein Quartalsprodukt; 1,3 für ein Monatsprodukt; 1,5 für ein Tagesprodukt und der Faktor 2 für Stundenprodukte („within day“).

Wie hoch war die Anzahl der Teilnehmer?

Insgesamt haben 23 Netzbenutzer aus 10 verschiedenen Ländern Kapazitäten bei der Jahresauktion der GCA erworben.

Wie waren die Ergebnisse?

Im Rahmen der garantierten Jahresauktion wurden insgesamt 218,3 TWh an Transportkapazitäten ersteigert. Das gesamte Entgelt der gebuchten Kapazitäten beläuft sich auf 56,75 Millionen EUR mit einem Anteil an Auktionsübererlösen (bedeutet mit Preisen über dem regulierten Preis). Das Anfallen von Auktionsübererlösen zeigt uns, dass die Nachfrage an den Transportkapazitäten einiger Punkte viel höher war, als das Angebot durch GCA.

Welche Punkte waren am meisten gefragt?

Die höchste Nachfrage war bei den Punkten Entry Oberkappel, Entry Überackern SUDAL jeweils an der Grenze zu Deutschland und Exit Mosonmagyaróvár an der Grenze zu Ungarn erkennbar. Alle diese Punkte haben Auktionsübererlöse erzielt.

Gab es Überraschungen im Vergleich zu den Jahren davor?

Verglichen zu den vergangenen Jahresauktionen wurden diesmal keine Kapazitäten am Importpunkt in Baumgarten gebucht. Die an den Punkten Entry Oberkappel und Entry Überackern SUDAL vergebenen Kapazitäten kompensieren diese und übertreffen die Nachfrage an Importkapazitäten in der Vergangenheit um ein Vielfaches.

Für wie viele Jahre wurden Kapazitäten gebucht?

Wie im Vorjahr zeigt sich nicht nur eine hohe, sondern auch eine langfristige Nachfrage an den Transportkapazitäten der GCA. Am Punkt Exit Mosonmagyaróvár wurden Kapazitäten für die nächsten 15 Jahre (also bis zum 1.10.2037) gebucht. Auch Entry Oberkappel und Entry Überackern SUDAL zeigen Buchungen, die über das nächste Gasjahr hinaus gehen.

Welche Rolle spielen die Ergebnisse für die Versorgungssicherheit Österreichs?

Der gesenkte Gasfluss aus Osteuropa sorgt für höheren Importbedarf von Erdgas aus alternativen Quellen – diese liegen abseits traditioneller Routen. Sowohl Österreich als auch die benachbarten Märkte versorgen sich verstärkt über Quellen aus dem Westen. Das dies nicht nur ein kurzfristiger Trend ist, sondern ein maßgeblicher Bestandteil der zukünftigen Versorgung sein wird, spiegeln die Ergebnisse der Jahresauktion wider.

Was passiert mit Kapazitäten die nicht gebucht werden?

Kapazitäten die bei der Jahresauktion nicht gebucht werden, bietet GCA bei der nächstmöglichen Auktion - der Quartalsauktion für das folgende Gasjahr - an. Diese begann am 1. August 2022 und hat auch dort eine hohe Nachfrage gezeigt. Wie erwartet wurden auch hier Auktionsübererlöse bei den Punkten Entry Oberkappel und Entry Überackern SUDAL erzielt.

Link zu den Ergebnissen der Jahresauktionen auf PRISMA

 

Begriffserklärungen:

  • Capacity Allocation Mechanisms Network Code (CAM NC)
    Der Netzkodex für Kapazitätszuweisungsmechanismen regelt, wie Netznutzer im Gasfernleitungsnetz Kapazitätsrechte erwerben können.
  • Garantierte Jahresauktion
    Jahresauktion für Kapazitäten welche dem Käufer für Ein- bzw. Ausspeisung auf garantierter Basis zur Verfügung stehen.
  • Entry/Exit
    Grenzüberschreitende Übergabepunkte im Fernleitungsnetz: Einspeisepunkte (Entry) und Ausspeisepunkte (Exit) in einem Marktgebiet. Netznutzer können an diesen Punkten ihre Transportkapazitäten buchen.