Höhere Gasimporte aus Deutschland erfordern Netzausbau

Die Rolle Deutschlands im europäischen Erdgasnetzwerk verändert sich. Gas Connect Austria fordert daher zusätzliche Ausspeisekapazitäten nach Österreich. Lesen Sie unsere Stellungnahme zum Szenariorahmen des deutschen Netzentwicklungsplans 2022-2032.

Grenzübergabepunkt Österreich/Deutschland bei Oberkappel Oberösterreich (Foto: GCA / Rene Knabl)

Seit Beginn des Ukrainekriegs ist die Erdgasversorgung im Wandel: Die EU hat das Ziel vorgegeben, die Abhängigkeit von russischem Gas zu senken und die Bezugsquellen zu diversifizieren. Für Mittel- und Osteuropa gewinnt Deutschland als Transitland zunehmend an Bedeutung. Gas Connect Austria fordert daher zusätzliche Ausspeisekapazitäten im Szenariorahmen des deutschen Netzentwicklungsplans 2022-2032. Nur so lässt sich die Versorgung aller Mitgliedsstaaten absichern.

Gasflüsse haben sich verändert

Ende 2022 ist die Ausgangslage klar: Der traditionelle Gasfluss aus Russland ist massiv zurückgegangen. Der Gastransport findet verstärkt von Westen nach Osten statt. Eine wichtige Quelle sind Flüssiggasimporte aus Ländern wie Qatar oder den USA. Diese werden per Schiff an die Küste gebracht, dort in gasförmigen Zustand überführt und in die Pipeline eingespeist. Vor diesem Hintergrund ändert sich vor allem die Rolle Deutschlands im europäischen Erdgasnetzwerk.

Seit April sieht Gas Connect Austria einen signifikanten Anstieg der Gasnachfrage an den deutschen Importpunkten Oberkappel und Überackern. Die gebuchte Kapazität liegt über der gewöhnlichen technischen Grenze der West-Austria-Gasleitung (WAG). Diese Kapazitäten werden unter Ausnutzung aller technischen Redundanzen und mit einem erhöhten Vordruck im vorgelagerten deutschen Leitungssystem genutzt.

Zusätzliche Ausspeisekapazitäten erforderlich

Laut der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control ist diese Veränderung nachhaltig. „Aus unserer Sicht ist es daher wichtig, dass der deutsche Netzentwicklungsplan 2022-2032 die neue Rolle Deutschlands als Transitland für Gaslieferungen an die Nachbarländer berücksichtigt – in den aktuellen Modellierungen ist das bisher nicht der Fall“, sagt Michael Unterberger, Experte für Sales Transmission bei Gas Connect Austria. Konkret fordert der Fern- und Verteilernetzbetreiber zusätzliche Ausspeisekapazitäten aus Deutschland an den Importpunkten zu Österreich.

Nicht nur Österreich würde von diesen neuen Kapazitäten profitieren. Als zentrale Drehschreibe im europäischen Erdgasnetzwerk werden über Österreich auch nachgelagerte Märkte in Mittel- und Osteuropa versorgt. Insbesondere für Länder, die aufgrund ihrer Binnenlage keinen direkten Zugang zu Flüssiggasimporten haben, sind daher alternative Bezugsquellen von großer Bedeutung. Dazu zählen zum Beispiel Ungarn oder die Slowakei. Entsprechende Ausbaumaßnahmen im deutschen Gasnetz sind daher auch im Sinne einer gelebten europäischen Solidarität dringend notwendig.

Gas Connect Austria steht mit Projekt WAG Loop in den Startlöchern

Gas Connect Austria ist jedenfalls bereit: Um die Versorgungssicherheit rasch und kosteneffizient zu erhöhen, bietet sich ein stufenweiser Ausbau der West-Austria-Gasleitung (WAG Loop) an. Eine erste Ausbaustufe würde den Import an zusätzlicher Kapazität aus Deutschland um rund 30 Prozent erhöhen. Im Endausbau sieht die Planung rund 50 Prozent zusätzliche Kapazität an den Einspeisepunkten Oberkappel und Überackern vor. GCA schlägt daher der deutschen Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber FNB Gas eine entsprechende Erhöhung der Ausspeisekapazitäten nach Österreich vor.

Investition in die Energiewende

Der WAG Loop ist darüber hinaus eine Investition in die Energiewende. In der Endausbaustufe können die Pipelines parallel Erdgas und Wasserstoff oder flexibel jede Mischform transportieren. Das ermöglicht den Fluss grüner Energie zu Industriestandorten in Österreich, aber auch nach Deutschland – insbesondere in das sogenannte „bayerische Energiedreieck“ um Burghausen. Der WAG Loop stellt somit ein wichtiges Element des European Hydrogen Backbones dar und würde die Versorgungssicherheit beider Länder um eine Route erweitern.

Sie interessieren sich für den WAG Loop?

Die seit 1980 betriebene West-Austria-Gasleitung (WAG) ist eine der wichtigsten Ferngasleitungen in Österreich. Mit dem Erweiterungsprojekt WAG Loop investiert Gas Connect Austria nachhaltig in Versorgungssicherheit und Energiewende. Mehr Informationen finden Sie hier: WAG Loop