Europäischer Wasserstoff-Backbone (EHB) wächst

Europäischer Wasserstoff-Backbone (EHB) wächst, um die REPowerEU-Wasserstoffziele 2030 zu erfüllen und erstreckt sich mit 27.000 km in 2030 bzw. 53.000 km in 2040 nun auf 28 europäische Länder.

  • Beschleunigte Vision des EHB-Netzes bis 2030 als Reaktion auf die REPowerEU Mitteilung der Europäischen Kommission und Aufforderung zu umfangreicheren Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit des europäischen Energiesystems.
  • Das EHB-Netz ist um mehr als 110% seit dem Start der Initiative vor eineinhalb Jahren gewachsen – der erweiterte Mitgliederkreis präsentiert die Vision für eine ca. 53.000 km lange Wasserstoffinfrastruktur in 28 europäischen Ländern bis 2040.
  • Erwartet wird, dass der Backbone 2040 im Verhältnis von 60:40 aus umgewidmeten Erdgasleitungen zu neu errichteten Leitungen besteht.
  • Digitale, interaktive Karten werden auf der neuen EHB-Website später im April veröffentlicht.

Die EHB-Initiative stellt jetzt eine vielversprechende Lösung vor, um die Einführung von Wasserstoff für mehr Energiesicherheit zu beschleunigen und die Ziele für erneuerbare Energien zu erreichen.

Nach der russischen Invasion in der Ukraine liegt es in der Verantwortung der europäischen Länder eine größere Energieunabhängigkeit zu erreichen. Wie in der REPowerEU-Erklärung betont, soll die Einführung dekarbonisierter Energiequellen beschleunigt und ausgeweitet werden. Ziel ist es, die Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen aus Russland deutlich vor 2030 zu beenden und die Widerstandsfähigkeit des EU-weiten Energiesystems zu stärken. Neben anderen Maßnahmen stellt REPowerEU eine Aktualisierung seiner ehrgeizigen Ziele für den Wasserstofftransport vor, über die im Rahmen von „Fit for 55“ vorgesehenen 5,6 Mio. Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs weitere 15 Mio. Tonnen und damit über die Ziele der Wasserstoffstrategie der EU hinaus zu erhöhen[1].  Dazu muss die Entwicklung einer integrierten Gas- und Wasserstoffinfrastruktur in ganz Europa rasch vorangetrieben werden. Angesichts dieser Ereignisse hat der EHB sein Programm von 2035 auf 2030 vorgezogen, um die REPowerEU-Ziele zu erreichen. Die EHB Initiative schlägt ein Wasserstoffnetz von rund 53.000 km bis 2040 vor, wobei ein weiteres Wachstum nach 2040 erwartet wird. Dieses Netz spiegelt die Vision von 31 europäischen Energie-, Wasserstoffspeicher- und Hafeninfrastrukturbetreibern[2]  wider, deckt 28 europäische Länder ab und schafft vielfältige Möglichkeiten für den Wasserstoffimport. Die heute vorgestellte Vision folgt auf die im Juli 2020 und April 2021 veröffentlichten EHB-Berichte, die in ganz Europa auf großes Interesse gestoßen sind. Seit dem Start vor eineinhalb Jahren hat sich die EHB-Netzvision 2040 auf 18 neue Länder ausgedehnt und ist um 110 % gewachsen.

Vision eines beschleunigten Pfads zur Erfüllung der Klimaziele und Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des europäischen Energiesystems

Angesichts der strengeren nationalen und europäischen Klimaziele und der REPowerEU Mitteilung der Europäischen Kommission zur Beschleunigung der Wasserstoffnutzung folgend, die bis 2030 jährlich 25 - 50 Mrd. Kubikmeter importiertes russisches Gas ersetzen kann, sowie der politischen Entwicklungen hat die EHB-Initiative ihr Arbeitsprogramm beschleunigt und die Szenarien für 2035 auf 2030 vorverlegt. Die jetzt aktualisierten H2-Infrastrukturkarten bauen auf frühere Arbeiten der EHB-Initiative auf. Die beschleunigte EHB-Vision zeigt, dass bis 2030 fünf paneuropäische Versorgungs- und Importkorridore für Wasserstoff mit zunächst fast 28.000 km Leitungen entstehen, die Industriecluster, Häfen und sogenannte Hydrogen Valleys (Wasserstoff-Vorzeigeprojekte) mit den großen Nachfrageregionen verbinden und so die Grundlage für eine künftige Wasserstoffversorgung in großem Maßstab schaffen. Die Vision des EHB ist ein geeignetes Instrument dafür, dass das Ziel der Europäischen Kommission für 2030, die Entwicklung eines erneuerbaren und kohlenstoffarmen europäischen Wasserstoffmarktes im Umfang von 20,6 Mio. Tonnen zu fördern, erreicht werden kann.

Die österreichischen Gas Fernleitungsnetzbetreiber Trans Austria Gasleitung (TAG) und Gas Connect Austria (GCA) haben im Rahmen des EHB ebenfalls ihre Pläne, Wasserstoff entweder gemischt mit Methan oder in reiner Form zu transportieren, vorgelegt. Schon bis 2030 könnte der Parallelstrang für die West Austria Gasleitung (WAG) und eine der parallelen TAG-Leitungen umgewidmet und damit für den Wasserstofftransport in beide Richtungen genutzt werden. Der zukünftige Bedarf an Wasserstoff wird in Österreich in den Bereichen Kraftstoffe, Chemie- und Stahlindustrie zunehmen aber auch Haushalte würden über das Wasserstoffnetz versorgt werden können.

Kosteneffizienter Onshore- und Offshore-Pipelinetransport von Wasserstoff   

Die bis 2040 geplanten rund 53.000 km Backbone erfordern eine geschätzte Gesamtinvestition von 80 -143 Mrd. EUR, bei der Verwendung rund 60% wiederverwendeten Erdgasleitungen und rund 40 % neuen Leitungen, einschließlich Unterwasserleitungen. Die geschätzten Investitionskosten sind im Verhältnis zu den für die europäische Energiewende erforderlichen Gesamtinvestitionen relativ gering und umfassen Unterwasserleitungen sowie Verbindungsleitungen, welche die Nachfragezentren auf dem Festland mit den Offshore-Energieerzeugungszentren verbinden. Der Transport von Wasserstoff über 1.000 km entlang des vorgeschlagenen Onshore-Backbone würde im Durchschnitt 0,11 - 0,21 € pro kg Wasserstoff kosten, was den EHB zur kosteneffizientesten Option für den Wasserstofftransport über große Entfernungen macht. Wird der Wasserstoff ausschließlich über Unterwasserpipelines transportiert, liegen die Kosten bei 0,17 - 0,32 € pro kg Wasserstoff und 1.000 km Transportstrecke.

Stabiler Rechtsrahmen erforderlich

Die heute veröffentlichten Wasserstoffinfrastrukturkarten für 2030 und 2040 spiegeln die Vision von 31 europäischen Gasfernleitungsnetzbetreibern wider, die sich auf ihre Analyse stützen, wie sich die Infrastruktur entwickeln könnte, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Wasserstofftransportrouten und Zeitpläne in den Karten nicht in Stein gemeißelt sind. Die endgültige Ausgestaltung des Backbones und der Zeitplan hängen von den Marktbedingungen für Wasserstoff und Erdgas sowie von der Schaffung eines stabilen Rechtsrahmens ab.
 
„Mit dem EHB haben die beteiligten Infrastrukturunternehmen von Anfang an den Hochlauf von Wasserstoff aus europäischer Sicht betrachtet. Wenn man über regionale Cluster hinausgeht und frühzeitig eine europaweite Wasserstofftransportinfrastruktur auf Grundlage der bestehenden Gasinfrastruktur vorsieht, schafft dies Vertrauen für künftige Marktteilnehmer, Zugang zu verschiedenen wettbewerbsfähigen Bezugsquellen und Nachfragesicherheit für Projektentwickler. Die aktuelle geopolitische Lage unterstreicht, wie wertvoll die europäische Gasinfrastruktur ist. Sie ist ein echter Gewinn für die Transformation,“ so Daniel Muthmann, Vorsitzender der EHB-Initiative.

Eine offene Initiative

Der EHB zielt darauf ab, Europas Weg zur Dekarbonisierung zu beschleunigen, indem er die entscheidende Rolle der Wasserstoffinfrastruktur - basierend auf bestehenden und neuen Leitungen - bei der Entwicklung eines wettbewerbsfähigen, liquiden, europaweiten Marktes für erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff definiert. Bis zum Jahr 2040 könnte dies zu 60 % aus wiederverwendeten und zu 40 % aus neuen Leitungen bestehen. Die Initiative zielt darauf ab, den Wettbewerb auf dem Markt, die Versorgungssicherheit und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern und ihren Nachbarländern zu fördern.

Die EHB-Initiative freut sich darauf, ihre Vision weiterhin mit Interessengruppen wie politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen und Initiativen entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette zu diskutieren. Eine aktuelle und interaktive Version der neuesten Karten wird im Laufe des Aprils auf der neuen Website des EHB veröffentlicht.

Hier geht es zur original Aussendung der EHB-Initiative
Nähere Informationen im aktuellen Report der EHB-Initiative: https://gasforclimate2050.eu/wp-content/uploads/2022/04/EHB-A-European-hydrogen-infrastructure-vision-covering-28-countries.pdf

[1] Europäische Kommission (2022) – REPowerEU: gemeinsames europäisches Vorgehen für erschwinglichere, sichere und nachhaltige Energie (COM(2022) 109 final). Quelle: https://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:71767319-9f0a-11ec-83e1-01aa75ed71a1.0019.02/DOC_1&format=PDF

[2] Anmerkung: Seit der Ankündigung des Arbeitsprogramms der EHB-Initiative im Januar 2022 haben sich mit der rumänischen Transgaz und der schweizerischen FluxSwiss zwei weitere FNB der Initiative angeschlossen.